Eishockey: Barons-Lizenz nach Hamburg
Hamburg - Die Entscheidung ist gefallen: Ab November wird am
Volkspark ein Team in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL)
auflaufen. Laut Quellen aus dem DEL-Umfeld wird die Lizenz der
München Barons nach Hamburg verkauft (das Abendblatt
berichtete). Offiziell verkündet wird der Transfer frühestens nach
Ende der laufenden Saison. "Wenn ich vorher etwas sage, kann
mich das viel Geld kosten", erklärt Harry Harkimo, Investor der
neuen Color-Line-Arena.
Der Maulkorb-Paragraph im Vertragswerk ist verständlich. Würde
er schon heute den Umzug publik machen, wäre ein
Zusammenbruch des eh schon arg knappen Zuschauerzuspruchs
der Barone zu befürchten. Hintergrund der Vereinbarung ist ein
Kompensationsgeschäft zwischen Harkimo und Barons-Eigner Philip
F. Anschutz. Beide hatten sich in Berlin um den Bau einer neuen
Arena beworben, Harkimo in Siemensstadt (Kosten 120 Millionen
Euro), Anschutz in Kreuzberg-Friedrichshain (300 Millionen). Doch
im Laufe des zweiten Halbjahrs 2001 zog sich Harkimo zunächst
von seinem Vorhaben zurück, Anteile am DEL-Team der von
Insolvenz bedrohten Berlin Capitals zu kaufen. Im Dezember dann
verkündete Harkimo seinen Verzicht auf die Arena und machte den
Weg frei für Anschutz.
Als Dankeschön soll die Lizenz der Münchner an Harkimo
weitergegeben werden. Die Aufgabe des sportlich erfolgreichen
Münchner Teams (Meister 2000, Vizemeister 2001, aktueller
Tabellenführer) fällt Anschutz nicht schwer. Gerade einmal
3000 Zuschauer wollen die Barone sehen, drittschlechtester Schnitt
der Liga. Ebenso halten sich Sponsoren bedeckt, selbst die Banden
sind trotz TV-Präsenz nicht komplett verkauft. Nach drei Jahren
wollte Anschutz sein Investment überprüfen. Das Ergebnis: die
Weitergabe der aus Landshut (1,5 Millionen Euro) gekauften Lizenz.
Zumal Harkimo (Eishockeyteams in Helsinki und Stockholm) und
Anschutz (Prag, Eisbären Berlin und London) die Vision einer
europäischen Variante der nordamerikanischen NHL eint.
Jedoch muss Harkimo noch die Zustimmung der anderen
DEL-Clubs erkaufen. Das dürfte aber günstiger werden, als bislang
erwartet - ursprünglich waren 2,5 Millionen Euro im Gespräch.
Denn auch die Lizenz der Capitals kommt auf den Markt, Eigner
Egon Banghard will sich von dem Team (600 000 Euro Minus)
trennen. Und die insolventen Moskitos Essen wollen den
Klassenerhalt nur schaffen, um die Lizenz verkaufen zu können. Da
liegt es im Interesse der DEL-Clubs, Investoren willkommen zu
heißen.
Allerdings muss Harkimo auf Hilfe der DEL-Terminplaner setzen.
Im September beginnt die Saison, erst im November steht in
Hamburg das Arena-Eis zur Verfügung. In Helsinki werden derlei
Probleme durch Blockbildung gelöst. Zunächst spielen die
Hamburger nur auswärts, ab November werden die Heimspiele
nachgeholt. Der Vertrag mit dem HSV über die Nutzung der Raute,
für die Harkimo jährlich mindestens 100 000 Euro zahlt, läuft über
fünf Jahre. Sollte sich bis Fristende der Zuschauerzuspruch nicht
wie gewünscht (6000 Fans pro Heimspiel) entwickelt haben, zieht
die Eishockey-Karawane weiter. (HA)
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